Vor fünf Jahren war ich im Hochsommer auf der Angelus Hut – eine Hütte, die auf ca. 1600 m liegt und malerisch von zwei Seen flankiert wird. Der Aufstieg ist happig – 1000 hm müssen bewältigt werden. Dennoch – Wetter war super angekündigt, wir waren eh da, die Buchungssaison hatte noch nicht angefangen und unser Hüttenpass galt, die Schneeauflage war nach Rücksprache mit dem DOC-Büro zu vernachlässigen – so sind wir also nach einem Ruhetag, an dem wir den Zeltplatz nur zum Eisessen verlassen haben, wieder aufgebrochen. Wir packen mittlerweile schon deutlich schneller für so eine Trekkingtour. Unser erstes Ziel war die Coldwater Hut, am Ende des Rotoiti-Sees. Es war uns bereits vorher bewusst, dass der Platz berüchtigt ist für seine Sandflies. Aber wissen und erleben sind doch noch zwei verschiedene Dinge. Es war dort so unglaublich mückenverseucht, dass wir nur in voller Umhüllung draußen bleiben konnten. Erstaunlich war auch, dass die Hütte bereits um 15 Uhr nahezu voll war, was in Anbetracht des Wochentages und der Jahreszeit erstaunlich war. Vor fünf Jahren war ich im Hochsommer mit wenigen Leuten in der Hütte und hatte eine tolle Zeit. Nun war es anders – und das ist vielleicht die Gefahr von Orten, die man mehrfach besucht. Die Leute in der Hütte waren komisch, angefangen von dem älteren Mann, der mit seiner dreckigen Hose völlig erledigt im Schlafsack lag und schlief, den beiden Frauen, die den 5-tägigen Travers-Sabine-Circuit wandern wollten, aber auch völlig hinüber waren nach den 9 km ebenerdigem Hüttenweg, ein paar andere düstere Gestalten und der Franzose, der spät in Anglerhosen auftauchte und die Hütte in bestialischen Fisch-Gestank tauchte. Lüften war leider nicht, denn die Sandflies hätten uns zerlegt. Somit begann die erste Nacht früh – allerdings nicht früh genug. Der fertige alte Mann in der dreckigen Hose begann deutlich vor uns zu schnarchen und zwar so laut, dass die Holzbetten vibrierten. Ohropax waren völlig unterdimensioniert für diesen Geräuschpegel. Nach mehreren Stunden vergeblichen Schlafversuchen habe ich ihn geweckt und in den 10 Minuten, die er brauchte, um wieder anzufangen, bin ich tatsächlich eingeschlafen. Peter ist das nicht gelungen. Somit war aber wenigstens einer von uns zurechnungsfähig am nächsten Morgen. Unerwartet früh waren wir also auf dem Weg. Ein bisschen stolz bin ich schon, denn wir hatten schon nach kurzer Zeit das Paar, das vor uns aufgebrochen ist, eingeholt. Die gesamten 1000 Höhenmeter ging das dann wechselweise hin und her, bis wir am Schluss dann doch als deutlich ältere (und deutlich angezähltere, zumindest in meinem Fall) weit vor den beiden Jungen auf der Hütte ankamen. Zu der geplanten Mt. Angelus-Besteigung kam es dann jedoch nicht mehr, da wir (zum Glück!) an einem unüberquerbaren Bachlauf strandeten. Ich wäre an dem Tag eh keine weiteren 500 hm mehr aufgestiegen. Erstaunlicherweise war die Hütte auch wieder fast voll – überwiegend mit jugendlichen internationalen Touristen und fürchterlich sonnenverbrannten Einheimischen. Die Nacht war die beste Hüttennacht meines Lebes: Es hat einfach gar keiner geschnarcht. Nicht ein einziges Mal. Am nächsten Tag ging es dann entspannt über die Robert Ridge, die aufgrund der Schneefelder auf dem Weg tatsächlich ein bisschen Grat-artiger war als letztes Mal, wieder zum Auto.

Angelus Hut in toller Umgebung
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