Johanna sei Dank! Mit der irren Idee: „Wir verbringen Weihnachten in Loch Ossian im Youth Hostel, kommt doch auch hin!“ begann hektische Betriebsamkeit in der Neuen Heimat. Fährpläne, Flugpläne, Zugpläne – am Ende war klar, das klappt, aber nur mit dem Auto und nur, wenn man die komplette Strecke nach Corrour fährt – also bis auf die letzten Zugkilometer. So begann der wilde Ritt, zwei Übernachtungen auf der Strecke, eine Fährüberfahrt, 1800 km und dann waren wir sogar eine Stunde zu früh am Bahnhof in Tyndrum. Allzeit bewegte uns die Frage: Liegt Schnee? Soviel Schnee, um die Ski mitzunehmen? Brauchen wir Eispickel, Steigeisen, Schneeschuhe? Wir hätten nicht. Es gab alles – Schnee, kein Schnee, Schneematsch, Schneesturm und Sturm ohne Schnee – aber definitiv nicht genug Schnee für Schneeschuhe, Steigeisen, Eispickel oder etwa Ski! Dafür gab es anderes genug, was Freude machte… Johanna, Tobias und die Kids und die anderen Gäste, die sich mit uns für 72 Stunden der Jugendherberge anvertraut hatten, machten das Weihachtsfest zu einem der außergewöhnlichsten Feiern dieser Art. Traurig verabschiedeten wir uns nach drei Nächten zuerst von allen anderen, dann von der Jugendherberge. Der nächste Stop waren eine Vierergruppe von Munros hinter Ben Lawers. Eine beeindruckende Tour – völlig problemlos bis uns zwischen Munro 2 und 3 irgendwie die Zeit abhanden kam, die Entscheidung natürlich so ausfiel, dass man Munro 4 doch noch irgendwie schaffen könne (und außerdem hatte uns Sarah erklärt, dass im Winter die Touren in Schottland ja eh immer mit Taschenlampe beginnen und enden). Enden tat sie dann mit Taschenlampe, einer 180°-Wende von West nach Ost, einem 7km langen Umweg und ein paar Stunden Verspätung. Und dass mir, wo ich doch so stolz auf meine Navigationskenntnisse war, die uns sogar im Schneesturm problemlos vom Berg gebracht hatten! Das sollte mir nicht mehr passieren. Drei Tage später war es dann soweit – es passierte mir wieder. Mein Wanderbuch ist auch schon etwas älter, die Wege verändern sich und der Abstiegsweg hatte sich ganz entschieden verändert. Bushbashing gibt es auch in Schottland, wie wir in einem zweistündigen Robben durch eine Kiefern-Pflanzung erfahren durften. Der Weg ist mittlerweile schön angelegt, liegt aber ein Kilometer weiter rechts als in meinem Buch beschrieben…. Dann kam das vermeintlich größte Abenteuer: 10 kg Brennstoff, Essen, Übernachtungszeug und Eisausrüstung machten sich mit uns auf den Weg zu Corrour Bothy. Vor sechs Jahren war ich dort schon einmal, hatte aber damals Angel’s Peak aufgrund der hohen Schneelage und ständiger Whiteouts nicht gemacht. Das war damals im Juni! Dieses Jahr lag nicht mehr Schnee, sodass wir trotz des wieder irren Sturmes dieses Mal erfolgreich waren. Die Verhältnisse Januar 2017 waren unterm Strich wärmer und schneeärmer als zur Zeit meiner Juni-Eskapade! Schade, denn die Photos aus dem Winter 2010 zeigen nahezu unglaubliche Schneemengen in der Ecke. Vielleicht ein anderes Mal! Corrour Bothy zeigte sich jedenfalls am letzten Morgen von der absolut besten Seite – wir hatten die Hütte eine Nacht für uns, es wurde wohlig warme 11 Grad in der Nähe vom Feuer, dank der 10 kg Brennholz von Adel, die wir aus Deutschland mitgekarrt hatten. Schade, dass wir wieder heimmussten – ich wäre so gern geblieben!

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