Lange hektische Planungen führten am End dazu, dass wir um 4.30 Uhr den Wecker stellten, das Zelt einsammelten, die Milane am See beobachteten und rechtzeitig den ersten Zug nach Süden zu nehmen. Ziel war Tazawa-ko, ein riesiger Vulkankrater-See, an dessen Rand weitere Vulkane stehen. Unter anderem der Akita-Komagatake. Die Wanderung war mit 17 km und zwei Tagen auf den ersten Blick machbar, doch erschwert wurde die Situation, dadurch, dass wir dafür zu viel Gepäck hatten (ließ sich dann am Bahnhof einsperren), es nicht klar war, ob Trinkwasser auf der Hütte war (drei Liter pro Mann eingepackt) und der Shuttle-Service aufgrund der Nebensaison nur noch die Abzweigung der Straße zum Start der Wanderung anfuhr (6km zusätzlich bergauf, 600 hm, kaputter Fuß, untrainierte Wandererin, 27 Grad mittags). Es waren also alles andere als perfekte Bedingungen und nach 20 Minuten Aufstieg auf der zähen Teerstraße war ich fertig mit der Welt. Dann kam wie aus dem Nichts das Taxi! Der Fahrer stieg aus uns sagte mit strahlendem Grinsen: „Perfect timing!“, während er unsere riesigen Rucksäcke in seinem Auto verstaute. Wir waren alle begeistert – für schlappe 20 Euro fuhr uns der Kerl in 20 Minuten die steile Bergstraße hinauf, wo er oben eh zwei ältere Damen abholen musste. Mit jeder Biegung (sie waren nummeriert) wurde mir klarer, dass ich an diesem Tag diese Straße mit dem Gepäck bei der Hitze nicht hochgestiegen wäre. Nie habe ich begeisterter jemandem 20 Euro in die Hand gedrückt. Der Taxifahrer und die beiden alten Damen waren überglücklich und mit wenigen Brocken Englisch haben wir noch ein Schwätzchen gehalten. Dann ging es wirklich los: Durch ein von vulkanischer Aktivität geprägtes Gebiet, das voller Farben war – Abbaustoffe von den Ausbrüchen, dunkle Bimssteine, helles Material, dazwischen die Blätter des Bewuchses in allen bunten Farben. Es war beeindruckend und zum Glück nur ein kurzer Aufstieg. Oben angekommen, waren in der Hütte zwar die besten Plätze schon besetzt, aber die zweitbesten waren immer noch unglaublich gut, dafür dass das eine kostenlose und völlig frei zugängliche Berghütte war ohne Betreuer. Dadurch, dass man nicht mit Schuhen rein darf, ist im Schlafbereich alles in Socken begehbar und man fühlt sich deutlich besser. Im Abendlicht haben wir die Gegend noch ein bisschen erkundet. Am nächsten Morgen (nach einer unglaublich ruhigen Nacht in der Hütte mit drei weiteren Japanern) ging dann der lange Abstieg zu Nyuto Onsen los. Die Beschreibung der Tour legte großen Wert auf die wunderschönen Ausblicke, v.a. im Herbst (gab es zuhauf), vergaß aber zu erwähnen, dass weite Teile des Weges ausgewaschen waren, die Wegbefestigung – wenn vorhanden – für meine kurzen Beine völlig indiskutabel gestaltet war (15 Minuten am Stück riesige matschige Stufen, dann kurze Unterbrechung, dann wieder 15 Minuten am Stück…. und das in Endlosschleife) und der Rest in hüfthohen Bambuspflanzen unterging und man nicht sehen konnte, wo man hintrat. Aber abgesehen davon und wenn man meine lauten Flüche ignorieren konnte, war es ein Traum. Am letzten Gipfel gab es sogar noch – auf japanische Art – ein Süppchen und den vorletzten Bus haben wir dann auch noch erwischt, sodass wir recht zufrieden diese letzte Wanderung in Japan beenden konnten.

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