Seit Tagen haben wir voller Ingrimm (schlechtes Wetter, da, wo die guten Wanderrouten sind), dann zunehmend mit Sorge (oh, ob die Wanderwege das überleben? Und die Wanderer, die unterwegs sind?) und schließlich mit ungläubigem Schauder (Wie, so viel Wasser?) den Wetterbericht studiert. Die Meldungen haben sich von „Achtung, schlimmer Sturm, eines der heftigeren Tiefdruckgebiete“ zu „schlimmster Sturm seit 20 Jahren“ verschärft. Wir waren zunehmend genervt, denn im Osten findet man zwar mal eine Pinguinkolonie und schöne runde Steine, aber uns hat die Bewegung gefehlt und – nachdem es mir langsam etwas besser geht – sollten jetzt endlich Taten folgen. Für kommende Woche ist nun ein Wetterfenster angekündigt, das eine kombinierte Wander-Klettertour am Mount Somers ermöglicht hat. Daher habe ich gestern vormittag für unglaubliche vier Nächte eine Berghütte am Mt. Somers gebucht – für uns kostenlos, da wir einen Hüttenpass haben. Unglaubliches Glück: Von den 19 Betten waren auch noch keines belegt! Eine Traumwoche lag vor uns, mit Sonnenschein in einem Hochtal beim Klettern in leichten Routen! Dann hab ich noch schnell meinen Facebook-Account abgerufen und da war sie, die Nachricht: Die SH 1, die Hauptverbindungsstraße im Osten des Landes, war aufgrund des abfließenden Hochwassers aus den Bergen gesperrt. Und die andere Brücke auch. Vorausichtliche Dauer der Sperre bis Sonntag. Da wir erst am Montag zur Hütte aufsteigen mussten, waren wir zwar beunruhigt, aber nicht allzu sehr. Die Nacht verbrachten wir im Datennirwana in einem abgeschiedenen Naturschutzgebiet, wo wir die allerschwerste 3-km-Wanderung unseres Lebens hinter uns brachten. Ein auf dem Papier völlig unauffällig aussehender Wanderweg, der es in der Realität in sich hatte (und ein kleines Känguruh am Gipfel, das leider nur ich sehen konnte). Am kommenden Morgen war dann schnell klar, dass die Brücken innerhalb der nächsten 36 Stunden frühestens wieder geöffnet werden können. Drohnenbilder, die im Internet zu sehen sind, zeigen, dass die Straße in Teilen weggespült ist. Der parallel verlaufende Eisenbahndamm ist stellenweise weg, sodass die Gleise schräg in der Luft hängen. Was war passiert? In den zentralen Alpen ist in den letzten sieben Tagen so viel Regen niedergegangen wie in anderen Städten im gesamten Jahr: Über 1000 mm Regen; der Ort, an dem wir jetzt gerade gestrandet sind, hat im Jahr nur 500 mm. All dieses Wasser sammelt sich in den Flüssen und fließt nach beiden Seiten zum Meer. Während dies im Osten dazu führt, dass der Rangitata aus seinem gewaltigen, sonst leeren Flußbett ausgebrochen ist, ist im Westen eine Brücke auf gleicher Höhe gleich ganz weggerissen worden. Da die Südinsel an dieser Stelle nur zwei Straßenverbindungen hat (eine im Westen, eine mit Ausweichbrücke im Osten) ist derzeit eine Nord-Süd-Verbindung auf der kompletten Südinsel nicht möglich. Wir können also quasi unsere Berghütte fast sehen, werden sie aber auf absehbare Zeit nicht erreichen können. Doch wir sind da ja harmlose Würstchen – wir hoffen noch auf ein Wunder, halten uns aber ansonsten aus allem Chaos heraus und werden morgen unsere Hütte umbuchen müssen, damit die nicht noch die Bergrettung hinter uns herschicken. Touristen, die Flieger erwischen müssen, stehen hier genauso herum wie Fracht-LKWs, Pendler, die zur falschen Zeit auf der falschen Brückenseite waren, aller Verkehr ist zum Erliegen gekommen. Die Region ist im Ausnahmezustand, private Flug-Betriebe bieten Notdienste an, sind allerdings in den ersten Stunden nach Eröffnung dieses Angebots bereits an der Belastungsgrenze angekommen. Das Internet und der Strom ist in weiten Teilen ausgefallen, was wir in unserem Nirwana im Wald gar nicht mitbekommen haben. Die meisten Touristen sind in einem kleinen Dorf namens Geraldine gestrandet, wo leider weder die EC-Karten-Leser funktionieren noch Unterkünfte mehr frei sind. In einem Land, in dem wir Bargeld-Verwender seltsam angesehen werden, weil jeder Parkschein und jeder Kaffee mittlerweile mit Karte bezahlt wird, ist das eine Katastrophe. Es wird davon abgeraten, dort hinzufahren, da alle Kapazitäten erschöpft sind. Aus den Stauseen werden kontrolliert zu hohe Wasserstände abgelassen, was aber bedeutet, dass die Flussbetten vorher per Helikopter abgeflogen werden müssen, um Angler vorzuwarnen, dass es gleich nass wird. Über das Internet bieten Privatleute anderen Unterkünfte an. Eine wilde Zeit, um hier Urlaub zu machen…

It has been a very wet beginning of summer in NZ. We have followed the weather forecast at first with anger (I was getting better but the weather wasn’t), then with slight sorrow (so much rain!) but in the end with a bit of fear (hopefully everyone will survive that). Over the past seven days they have had over 1000 mm of rain in some places in the central Alps, which is twice as much as the annual rainfall of Timaru, where we are stuck now. We are stuck, because the two bridges over the Rangitata river have been severely damaged by the accumulated amount of water from the headwaters of this braided river which is notorious for its changing waterlevel. While all around us the earth is dry and the sun has been shining all of last week, the water from the Alps needs to find it way to the ocean, thus gathering force and speed. There would normally be a long detour around the south island (about 500 km) along the west coast, but there a bridge has been partly destroyed by the water running off towards the west, so the island is basically cut in a southern and northern half. So while we are on the southern half, our next destination, Mt. Somers, is just a few kilometers across those bridges on the northern half: A mountain hut, where good weather was promised, with a lovely crag for easy climbing. When I booked this yesterday, I had no idea of the trouble ahead. But the moment I rung up, I learned about the closing of the bridges. While at first we were not worried, we soon had to realise, that our plans might be thwarted. But our problem is a tiny one compared to the problems others have. Some houses are under water, stock had to be moved, the birds who nest in the braided river will have no offspring this year. The commuters have no chance to get home or to work, depending on where they were when the bridges got closed. The road is partly damaged, so even though they talk about reopening in at least 36 hours, it doesn’t look like this is possible. A private flight-company has offered to take people across who are in need, but in between a couple of hours they had to announce that they are working over their capacity. Lots of tourists are stuck, too, because they want to catch a flight, but Christchurch is right on the other side of the bridge. Since it seems to be an event, that is only expected once in 20 years, noone prepared them for it. Geraldinge, the last town before the bridges, is full with stranded people, while the electricity and the internet has broken down. No EFTPOS is possible, in a country, where having cash seems to have become something out of a history book. So while for us it is a nuisance and we probably have to cancel our booking tomorrow, so that they don’t send SAR after us if we don’t turn up, for others this is a real nightmare. It has been a somewhat wild holiday so far…

links Straße – rechts Bahndamm – oder was davon übrig ist
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