So viel zu unserer Planungskompetenz: Viele Dinge, zum Beispiel Great Walks oder Hütten oder manchmal auch Naturreservate muss man weit im Voraus buchen. Weil das Wetter grad gut war, wir zufällig von der Existenz der Vogelinsel Kapiti Island gelesen hatten und zufällig noch genau in dieser Woche, als am Folgetag das Glamping-Zelt zu haben war, haben wir spontan eine Übernachtung gebucht und unser Geraffel für eine Übernachtung gepackt. Kapiti Island liegt vor der Küste der Nordinsel, weit unten im Westen. Die Insel hat eine wilde Geschichte, in der es – wie bereits schnell deutlich wurde – viel um Besitzrechte an derselben ging. Maori haben dort früh Zuflucht gesucht, haben dort Landwirtschaft betrieben und wurden dann durch die Regierung von Neuseeland durch eine Landreform ein bisschen hinterrücks um ihr Land gebracht. Genauer gesagt durften sie es nur behalten, wenn sie ordentlich (im Sinne der Krone) Landwirtschaft betrieben. Nur eine Maori-Familie hat das verstanden und hat sich damit bis heute ein Stückchen Grundbesitz auf einer mühselig von sämtlichen Seuchen befreiten Naturschutzinsel bewahrt. Dort besitzen nun einige Nachfahren Baches, Gartenhäuser, und andere betreiben eine Eco-Lodge, in der wir für die Nacht unterkamen. Die Tour sind so aus, dass man mit einem Boot in die Mitte der Insel transportiert wird, dort von einer Nachfahrin der hartnäckigen Maoridame eine kurze Einführung in die obige Geschichte erhält und dann die Insel mitsamt der Vogelwelt erforschen kann. Nachmittags wird man wieder geholt und an der Nordspitze der Insel zur Lodge (Wegweiser „private land“) gebracht, wo man die Hütten oder Zelte bezieht (und eine genaue Anweisung, welchen Teil des „private land“ man betreten darf und welchen nicht), es ein tolles Abendessen gibt und man mitten unter Kaka, Kereru, Weka (aua) und kleinen blauen Pinguinen herumspaziert. Nachts ging es dann noch zur Kiwi-Expedition (das ging wild gemischt durch sämtliches „private land“ sämtlicher noch lebender Cousins und Cousinen). Am nächsten Tag hat man noch Zeit, die Nordseite der Insel zu erkunden, nun wieder im „crown land“. Wir hatten eine wunderbare Zeit, haben die Übernachtung im Luxuszelt genossen, wurden von den Weka in Finger und Zehen gebissen, der Kaka landete auf der Stuhllehne nebenan und die Vögel haben in zwei Meter Entfernung im Vogelbad gebadet. Zwei besondere Aspekte muss ich jedoch hervorheben. Große Begeisterung löste nach dem tollen Abendessen bei uns allen die um 21.30 beginnende Kiwi-Suche zunächst nicht mehr aus. Lecker waren auch die vielen Flaschen Wein, die in den Mägen vor allem unserer älteren Teammitglieder verschwunden waren. Leider waren diese zwei Eigenschaften (angeschickert und älter) nicht förderlich, den Winnetou in den Damen und Herren zu wecken. So habe ich nach 10 Minuten gleich einen Kiwi im Taschenlampenlicht herumirren sehen und bin brav ans Ende der Schlange getappt. Doch dann passierte zwei Stunden lang nichts mehr, außer dass Peter zunehmend verzweifelt wurde, weil die Teamlautstärke überirdisch laut war. Jeder Kiwi wusste Minuten, ehe wir um die Ecke bogen, dass wir das sind. Am Ende hatten um 0.30 Uhr alle unserer Gruppe endlich einen Kiwi gesehen. Filmreif war die folgende Szene: Vier von uns standen auf einer Seite des Dickichts und haben geleuchtet, Peter aus irgendeinem Grund allein auf der anderen und Pania hat eine zweite Taschenlampe geholt. Da tappste der Kiwi aus dem Dickicht geradewegs auf Peter zu, an ihm vorbei und machte sich aus dem Staub, während wir auf der anderen Seite noch versuchten, ihn zu erspähen. Auch toll war eine längere Begegnung mit einem etwas irritierten Blue penguin, der uns auf einer Brücke entgegen kam, daher genau an uns vorbeimusste und dabei angemessen grimmig geguckt hat. So viel Verkehr um diese Uhrzeit hatte er nicht erwartet.
Insgesamt war es ein beeindruckender Ausflug in die Welt der Tiere und ein kleiner Einblick in die Welt der Maori. Anscheinend hat sich in den letzten Jahren etwas wie ein Stolz auf die Herkunft herausgebildet. In Museen ist ersichtlich, dass uralte Künstler jungen dabei helfen, die alten Techniken wiederzubeleben und mit neuen Ideen zu verändern. Viele Naturschutzgebiete werden verwaltet von DOC und von den örtlichen iwi, den Stämmen, die dort ansässig sind. Und viele Gebiete sind gänzlich in Maori-Hand und damit private land, was in NZ nicht so üblich ist wie bei uns. Also trotz der immer noch häufig anzutreffenden Obdachlosen oder der Bruchbuden auf dem Land in Maoribesitz besinnen sich einige auf die positiven Aspekte ihrer Kultur, den Familienzusammenhalt und die traditionellen Regeln des Zusammenlebens und haben sich dadurch ein beneidenswertes Gut wiedererarbeitet.