Urlaub ist eine schöne Sache. Nicht so schön ist das, wenn man gewissermaßen in einem Katastrophengebiet Urlaub machen möchte. Nachdem es eine Woche lang im Gebirge derartig massiv geregnet hat, dass es Wege zerstört und Brücken überspült hat (bzw. teils sogar weggerissen hat), kam dann noch der Vulkanausbruch dazu, der es im Gegensatz zu der Flut auch in die Medien geschafft hat. Keine Sorge – wir sind weit weg davon, während wir quasi direkt von der Flut betroffen waren. Nachdem dies nun schon die dritte Katastrophe ist, die in deutlicher zeitlicher Nähe zu uns geschehen ist, kamen einzelne Stimmen auf, dass das alles (Taifun in Japan, Flut in Neuseeland, Vulkanausbruch) unser Werk ist. Nun – nachdem die nächste Schlechtwetterfront bereits angekündigt ist, weiß man das nicht so recht – es könnte sein. Wir stehen heute Nacht am eh brechend vollen Lake Wanaka; eine neue Flutwelle wäre nicht schön.
Aber wenigstens sind wir endlich Richtung Westen unterwegs. Lang habe ich nichts von mir hören lassen, was daran lag, dass ich nach dem letzten Ausflug tatsächlich erledigt war und erst einmal ein paar Tage lang die generellen Angebote der touristischen Ecke um Lake Tekapo und Mount Cook Village genossen habe: Cheeseburger, fließendes heißes Wasser, Toiletten an jeder Ecke und Kaffee, so viel man wollte. Mit Schaum! Und viel Schlaf. Nötig war das, denn wir waren eine Woche in der Gegend von Mt. Somers auf einer Berghütte Klettern. Bereits der Aufstieg war unglaublich: Mit Kletterzeug, Essen für sechs Tage und Schlafsack plus Kleidung hatten wir vermutlich 45 kg Gepäck. An unseren Rucksäcken hing fast genauso viel außen wie wir innen hineingestopft haben – wir sahen aus wie Zigeuner. Doch für sechs Tage und Klettern braucht man schon einiges und Peter hat dankenswerterweise den meisten Mist getragen. Schließlich war der Weg zur Hütte ja auch nur 5,7 km lang. Das sollte man doch schaffen! Man hätte bei der Zeitangabe auf dem Schild (3.30 h) skeptisch werden können. Normalerweise braucht man nicht so lange für 5.7 km. Zwei Stunden später war die Hütte noch nicht annähernd in Sicht. 5,7 km können richtig lange sein, wenn man über 20 kg über große Steine, durch Flüsse und steile Berghänge hinauf und hinunter schleppen muss. Hinter mir war zunehmend ein für Peter völlig untypisches Fluchen zu hören. Haja – wir haben es irgendwann geschafft und die Hütte war super, sauber und nahezu leer – schließlich war es ja Montag. Insgesamt haben wir nicht die angegebenen 3.30 h gebraucht, aber viel schneller waren wir nicht. Die nächsten drei Tage haben wir dann die Kletterfelsen in der Umgebung der Hütte erkundet: Im Führer war ein lapidares: 20 Minuten Zustieg angegeben. Den ersten Felsen haben wir nach einer Stunde anstrengender Bergsteigerei durch stachelige Pflanzen und über leichte Felspassagen erreicht. Am zweiten Tag waren wir schon schneller und haben die 300 Höhenmeter in unter einer Stunde hingelegt, dann aber den Fehler gemacht, einer weiteren Wegbeschreibung zu folgen, die uns zu einem Fels bringen würde, der inmitten des Klettergebietes am Steilhang lag: Der Weg sollte 10 Minuten lang den zentralen Einschnitt queren – ein leichter Weg mit wenig Auf und Ab. Eine Stunde später waren wir noch nicht annähernd da, wo wir klettern wollten, hatten aber schon mehrfach umdrehen müssen, weil wir an Abgründen oder vor Mauern landeten. Die Wegbeschreibung war in dem unruhigen Gelände überhaupt nicht anwendbar. Irgendwann standen wir oben auf dem Fels, den wir eigentlich von unten erklettern wollten, aber haben es nicht erkannt und auch keine Umlenker gefunden, die darauf hingedeutet hätten. Nach drei Stunden und mehreren typischen Paar-Gesprächen, wie sie in solchen Situationen gern vorkommen (ich erspare uns jetzt die Details), und einem Wutausbruch meinerseits, sind wir völlig zerkratzt an der Hütte angekommen – ohne noch Routen geklettert zu haben. Neuseeländische Wegbeschreibungen muss man definitiv mit Vorsicht genießen! Weitere Tage mit zunehmend mehr Gästen in der Hütte und mit weiteren Routen folgten, bis wir am letzten Tag die Konglomerat-Felsen direkt hinter der Hütte in Angriff nahmen. Diesmal stimmte der Zustieg von 20 Minuten und die Routen waren gebohrt, sodass wir wenig Material mitnehmen mussten. Es sollte ein Ruhetag werden. Auch hier war zwar der Wille da, die Realität sah allerdings bald anders aus. Da unser Guidebook zu alt war, waren nicht alle Routen drin. Ein paar sahen aber interessant und machbar aus. Zügig hat sich allerdings herausgestellt, dass das trügerisch war, und so haben wir unser Material in ein paar Routen verteilt und mussten wieder absteigen. Kein Problem, denn man konnte hinten herum leicht hochklettern, abseilen, das Material rausholen, Route von oben probieren. Das war dann der Moment, als wir feststellten, dass der Fels vorne deutlich höher ist als unser Seil lang. Also musste man in der Mitte Zwischenstand machen, wo dann unpraktischerweise Peter sein Abseilgerät verloren hat – mit lautem Kling-Klang ist es zwischen den Felsen hin- und hergeflogen wie eine Billardkugel und dann in einem Abgrund verschwunden. Da hingen wir also mitten in der Wand und hatten, anstatt Material zu retten, weiteres verloren. Es hat dann mit kleineren Verzögerungen am Schluss alles geklappt, sogar Peters Abseilgerät konnte mit einer weiteren Abseilaktion gerettet werden und wir konnten alle Routen von oben klettern. Übermütig sind wir dann bei schönstem Wetter noch auf den Nachbarpfeiler geklettert, wo dann überraschenderweise der Wind angezogen hat, sodass ich, als ich oben ankam, Peter auf der Spitze angetroffen habe, das Hemd flatterte ihm mit lautem Knattern um die Ohren, Sprechen war nicht möglich und es wehte so stark, dass es einem die Luft aus der Lunge gesaugt hat, wenn der Wind blöd stand. Es war auch zunächst nicht ganz klar, wie man bei über 100 km/h Windgeschwindigkeit ein Seil vom Fels werfen kann, um daran abzuseilen. Gut, dass die Hügel säulenartig sind und wir auf der Wind abgewandten Seite abseilen konnten. Da war es dann plötzlich ganz still. Kurze Zeit später war der Wind dann weg und der Abend endete entspannt auf der Hütte mit einem feierlichen Vernichten der restlichen leckeren Vorräte. Der Abstieg am nächsten Tag war dann deutlich einfacher – und der nächste Zeltplatz mit Dusche war unserer. Ein tolles Abenteuer, aber weit entfernt von dem üblichen Klettergeschehen: Raus aus dem Auto, 5 Minuten Zustieg, nach sieben Routen ab in die nächste Wirtschaft zum Bier. Die Woche danach bestand im Prinzip aus Duschen, Essen, Schlafen – ab morgen geht das Abenteuer dann weiter.
It has been very quiet of late here. This was, because I was quite exhausted after last weeks exertions. After coming off the hills, we went to Lake Tekapo on a rainy day. This is another of these very touristy spots. After lasts weeks boot camp it was a welcome one and I absolutely enjoyed the amenities there which included lovely coffee, short ways, toilets everywhere and a yummy cheese burger. What had brought me down so low?
After the bridge opened on the 9th of December, we managed to pack our climbing gear, food for six days and some clothes into our two bags (looking a bit like tinkers, since there were probably just as much items dangling off the bags as were inside). These were the heaviest bags we have ever carried. I guess Peters must have weighed more than 25 kgs. But we kept telling ourselves that the 5.7 km were doable. Two hours later the hut was nowhere in sight. 5.7 km can be really long, if the path goes up and down and through rivers and dense vegetation. Even Peter started to swear by kilometer 4. We managed in the end and reached a nearly empty Pinnacles Hut, surrounded by fantastic rock formations, after a bit more than 3 hours. The next three days we spent with trad climbing kiwi style – which involves carrying a very heavy bag with lots of gear and many sets of clothes up a very steep hill through a vegetation that energetically fights for its right to live without being trodden on by idiot climbers. After day two the skin on my legs felt raw; it seems that nearly every plant in New Zealand has either thorns, stabs, needles or teeth. The climbing was really nice though and the weather as well, so every morning we headed out again to face the 300 m of ascent to the crags. Day two brought another typical kiwi adventure: Right in the middle of the steep hillside sat a crag, which was quite unaccessible. The guidebook said: „To reach the crag you traverse the main gully for about 10 min. along an easy undulating track. So we did that. After half an hour we got to the first dead end: there was a sheer drop in front of us that forced us to turn around. The second try brought us after about another half hour on top of a crag, but we couldn’t find a way down and were unsure, whether this was the right crag anyway. Still – after some discussion – we decided to head on, because there might be at least an easy way down to the hut that way. Turning around never is an option unfortunately, which might be a genetic problem in my and Peters family. About an hour and lots of scrambling through teethy plants later we stood at last at the top of a crag where there were track markers again. It was a quick descent from then on, but on the whole we were fighting vegetation for three hours – instead of making an easy undulating traverse of ten minutes to spend the rest of the afternoon climbing. The last day was a fun day, because we went to the pinnacles. These are much closer to the hut, the climbing is bolted, so the bags were much lighter, and the vegetation is softer down there. Unfortunately not all the climbs were in our book and soon we tried climbs, which looked alright from the bottom. Quickly we realised that appearances can be deceiving and Peter had to leave lots of gear in the wall. No problem, because you could climb the pinnacle from the back, abseil down the front thus retrieving the stuff. What we didn’t realise was that the crag – being situated on a slope – was much higher on the front than at the back. While abseiling, Peter realised that the ropes where too short to reach the bottom at the front. No problem either – you could stop half way down and abseil a second time. This was the moment, when Peter lost his abseil device. It felt a bit like in a wild movie, when one thing comes to the other and in the end everything is entirely muddled up. So we went back to the bottom got the second rope, abseiled down into the abyss, where Peters abseil device had ended up, retrieved that, made quick lunch, went back up, this time with both ropes and begann the process of getting all the gear out of the routes we had tried before. It was a bit of a relief, when we had everything back in the end. But the weather was still fine and so we decided to try another two routes at another pinnacle. While Peter lead that, the wind started to pick up. In the few minutes it took him to get to the end of the 34 m long climb, the wind had gale force. So when I got to the top eventually, Peter sat there, holding on to the anchor point, his shirt and crouching very low. It was hilarious and frightening at the same time: When the wind blew in a certain direction, it would suck the air out of your lungs. So we tried to through the rope down to abseil off the crag, but there was no way to get off in the direction we had come up. The rope just wouldn’t fly against the wind. In the end – since it was a free standing pillar – we abseiled down the other side, where it was no problem at all. As soon as we got to the bottom, the wind dropped and we could peacefully climb another route, before we called it a day. The week in numbers: around 45 kg of gear and food, five nights in a hut, 6 km walk to the hut, 450 m ascent to the hut plus 300 m of ascent (around 1 hour of steep bushwacking and scrambling) to reach the crags. Climbs done: around 10 tradlines and 7 bolted ones. All in all it was a fabulous experience, but it is far from the ordinary sports climbing, where you hop happily out of your car, walk those five minutes to the crag and head to the pub as soon as it gets too cold for a t-shirt. When we reached the car park on saturday we drove quite directly to the next campsite to get a much needed shower and a lot of sleep – a pattern which we have basically kept up till today, which is a whole week later.