Im Zuge des Mitkletterns war ein verlängertes Wochenende Elbsandstein geplant. Die Zeichen waren ominös: Dauerregen ab Donnerstag und ich hatte mir auf der Baustelle ein herumliegendes Drahtgitter in den Zeh gerammt. Der Dauerregen verhinderte, dass der Rest der Gruppe anreiste, während wir schon seit Sonntag vor Ort waren und die Absage des Restes erst dort mitbekamen. Der kaputte Zeh verhinderte das Klettern in den ersten Tagen, in denen das Wetter noch super war. Ein bisschen wandern ging aber, und so untersuchten wir die Umgebung zunächst in kurzen, bald aber (mit zunehmender Genesung des Zehs) größeren Touren.

Als dann die Vorsteiger abgesagt hatten, standen wir zunächst vor dem Problem, dass unser Kletterurlaub damit gestorben sein würde. Außer – es würde sich ein neuer Vorsteiger finden. Peter hat sich dankbar auf diese Rolle gestürzt und so gingen wir zunächst einmal shoppen: Schlingen! Nachdem wir eh alles daheim gelassen hatten (Chalkbag, Klemmkeile aus Metall, etc.), musste das regional typische Material her. Praktischerweise gibt es ein fertig zusammen gestelltes Einsteiger-Schlingen-Set mit Spatel. Auch einen Kletterführer trieben wir schnell auf. Peter – meine Unwissenheit ausnutzend, da bin ich mir sicher! – schlug als erste Tour eine am Falkenstein vor. Eine sächsische Vier sollte doch zu schaffen sein! Der Schusterweg sollte es werden. Als ich im Laden dem Verkäufer unsere Pläne mitteilte, warf der vorsichtig und diplomatisch (auch noch in diesem schönen weichen Sächsisch) ein, dass andere Gebiete besser zum Einstieg geeignet wären – Gebiete, in denen es auch kurze Routen gäbe. Kurze Routen? War denn der Schusterweg nicht kurz? Aus partnerschaftlicher Treue habe ich immerhin gewartet, bis wir aus dem Laden draußen waren. Eine Mehrseillänge als Einstieg ins Schlingenlegen? Peter müssen noch eine Weile die Ohren geklingelt haben, aber es hat mir nichts genützt. Wir gingen zum Falkenstein. Erste Probleme tauchten auf beim Finden der Route. Nicht gebohrte Routen – Beschreibungen à la „einen leichten Buckel links hoch bis zu einem Riss, dem folgen und zum Umlenker“ kennen wir ja schon aus Schottland, wo wir die Routen auch nicht oft gefunden haben. Bald war klar, es war die leichte Route, in der 24 Schulkinder hingen und abseilten. Irgendwann waren wir dann in unserer Wunschroute, dem Schusterweg. Schlingen als Absicherung kann ich mir mittlerweile schon vorstellen, aber wenn keine Risse oder Sanduhren da sind, dann kann man auch keine Schlingen unterbringen. So wurde das Ganze also zu einer wilden Tour, die einzig und allein Peter geschafft hat. Ich bin eher hinterher – bzw. in einer Stelle voraus, da durfte man nämlich 6 Meter in einen Kamin hinabklettern zum nächsten Stand! Der Kamin war nach allen Seiten schön zu, nur leider nicht nach unten. Da lauerte ein Abgrund ohne Boden. (Man verzeihe mir die Dramatik – angefühlt hat es sich so, auch wenn es in echt vielleicht nicht so schlimm war). Der untere Reitgrat war spannend, die Absicherung nicht vorhanden und die sächsische Vier hat mit einer UIAA 3 sicher nichts zu tun. In jedem Fall hoch spannend und ich bin froh, dass wir das überlebt haben. Nur um an den nächsten trockenen Tagen dann teils zu zweit, teils gemeinsam mit zwei weiteren DAVlern, die bereits angereist waren, als die Absage kam, ein paar kürzere Touren in Angriff zu nehmen. Auch da war das mit der Absicherung an bleistiftdicken Sandsteinührchen eher fragwürdig – das Leben hängt quasi nicht am seidenen, aber dennoch dünnen Faden – und definitiv nix für mich. Dennoch: Ein toller Einblick in ein cooles Gebiet.

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