Das Auto-Thermometer zeigte bei Abfahrt aus den Pyrenäen 28 Grad. Unerträglich heiß. Je näher wir den Flüssen Tarn und Jonte kamen, desto höher stiegen die Temperaturen. Bei 35 Grad begann ich zu fotografieren, 35,5 fand ich erschreckend, 36 musterte ich ungläubig. Wo fuhren wir denn da gerade hin? Als das Thermometer mit 38 Grad den Höchststand erreichte, als wir gerade im Talkessel angekommen waren, war klar – es werden schwierige Zeiten.

Bei solchen Temperaturen verstecke ich mich üblicherweise im Keller und mache nichts mehr. Der nächste Keller war weit weg und sobald das Auto stand und die Klimaanlage aus war, überfiel mich Panik. Entnervt stellten wir uns so hoch wie möglich oberhalb der Schluchten auf und kochten ratlos Kaffee, während über uns langsam dicke Wolken aufzogen und ein heftiger Wind ein Gewitter ankündigte. Das kam dann zum Glück auch bald, sodass wir abends bei erträglichen Temperaturen dann die ersten Geier beim Aufsteigen beobachten konnten. Dass das geht, ist das Werk einiger weniger Visionäre, denn in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Aasfresser dort schon komplett ausgerottet worden. Mal wieder dachten Viehzüchter, die Geier töten ihre Tiere und so waren Gifteinsätze und Abschüsse sogar vom Staat gefördert – ein weltweites Erfolgsrezept der Ausrottung früherer Zeiten. In den 70ern gelang es schließlich, nach einer groß angelegten Aufklärungskampagne bei den Bewohnern der Gegend, dass die Geier als das gesehen wurden, was sie waren und jetzt wieder sind: Die Müllabfuhr der Natur. Stirbt ein Tier, durchaus auch an einer ansteckenden Erkrankung, finden die Vögel es zügig, und zerlegen es fachmännisch in einer bestimmten Reihenfolge: Den Anfang machen die Gänsegeier, die das leckere weiche Gewebe fressen. Sind die gesättigt, bleiben für die Mönchsgeier die Sehnen, Knorpel und das härtere Gewebe übrig. Zwischendrin suchen sich die kleinen Schmutzgeier Fetzen, die die größeren als zu nichtig liegen gelassen haben. Bleiben nur noch Knochen, übernimmt der spezialisierteste der Geier, der Bartgeier. Der schluckt Knochen bis zu einer gewaltigen Länge und wirft notfalls zu große Stücke auf Felsbrocken, damit diese zu verdaulichen kleinen Stücken zerbrechen. Die Mägen der Vögel neutralisieren mit ihrer starken Magensäure sämtliche Viren und Bakterien, sodass am Ende von dem toten Tier weder Hautfetzen noch Schadmaterial übrig bleiben. Das Wiederansiedelungsprogramm hat mittlerweile so viele Geier (davon überwiegend Gänsegeier) in die Schluchten gebracht, dass die ansässigen Viehbesitzer ihre natürlich gestorbenen Tiere nicht mehr zur Entsorgungsstation bringen müssen, sondern diese an speziell designten Futterplätzen ablegen können, wo die Geier dann die Aufgabe kostenlos und dankbar übernehmen. Laut EU-Richtlinie darf totes Vieh nämlich seit geraumer Zeit nicht mehr auf dem Feld verrotten, sondern muss fachgerecht entsorgt werden, um Seuchen vorzubeugen. Aus EU-Sicht sinnvoll, für die Tiere aber bedeutet es, dass sie ohne menschliche Hilfe nicht mehr überleben können. Mittlerweile gibt es aber schon wieder so viele, dass erste bis Deutschland fliegen und erkunden, ob es dort geeignete Nistplätze gibt. Das wäre doch eine tolle Entwicklung!

Bei der Beobachtung haben wir uns dann noch ein bisschen doof angestellt: Einmal waren wir zwar am richtigen Ort, daber ehe die Thermik eingesetzt hat. So haben wir die Geier nur sitzen sehen und als wir bereits zurück am Auto waren, flogen sie plötzlich direkt über uns. Also fuhren wir kurzerhand den Schotterweg, den wir gelaufen waren, zurück zu unserem Beobachtungsposten und kamen uns ganz wief vor. Allerdings nur so lange, bis es plötzlich ein scharfes „Pfff!“ von vorne rechts gab. Ein Platten mitten im Nichts! Das Ersatzrad war schnell montiert und eine Werkstatt mit Anschluss an eine Badestelle im Tarn hat uns dann die eh alten Reifen ausgetauscht. Klettern waren wir auch einen Vormittag, allerdings ohne Kamera. Als dann die Geier quasi in Armeslänge an uns vorbeiflogen, musste Peter zum Auto zurücksprinten, um diese zu holen. Zum Glück gab es ein paar Photos von Nachzüglern….

The temperature was 28 degrees Celsius when we left the Pyrenees. I thought, this was definitely too hot. When we started the long drive down into the Tarn and Jonte gorges, I watched the wiith mounting despair, how the temperature rose constantly: 35 degrees, 35,5, 36 – it only stopped at 38 degrees. Desperate for a break we drove back up as high as possible and sheltered beneath some trees to make cofffee and plans. Fortunately high clouds formed and a thunderstorm brought rain and colder temperatures. So we started our vulture-safari. In the evening and the morning the vultures use the upwinds along the gorges to soar up and look for food. When you stand high up on the rim of the gorge you can see them face to face. But observing them is not without problems: The first day, we walked along the gorge for half an hour to get to a proper point, where we could see down to them, where they sat on the rocks, waiting. When we had just gotten back to the car, the upwind suddenly started and the birds soared right over the spot we had just left. So we decided to drive back along the rough track not to miss the time by walking. We got some great pictures, but on the drive back the track turned out to be a bit too rough for my old tires: A sudden „pfff“-sound announced a flat tire. So we had to find a garage and got four new tires fixed, while we had a swin in the river Tarn, which was conveniently placed right behind the garage. The last day we went climbing in the early hours, before the sun came out in full force. When we were nearly done, the upwinds started and the vultures soared in the closest distance ever, but we had no cameras with us. So Peter went back to the car, to get it, and got lucky in the end, because some late birds were still „on air“, when he got back.

That we are able to see vultures in this place is possible because of the work of a few enthusiasts. In the 1930s, the vultures here were gone because farmers killed them by every means. They thought they would kill their live stock. THey didn’t know, that vultures only feed on dead meat. In the 1970s a programm startet to bring them back to the gorges which are fantastic for the birds because of the endlos possibilities of nesting. So by now there are huge numbers of the massive birds in the area, which need to be fed by volunteers. EU-law doesn’t allow farmers to leave their died sheep or cattle in the open. Since they eat only dead meat, they would quickly die from starvation. The solution was, that the farmers bring their dead sheep to special places where only the vultures can find them and eat them up completely. In the end the bearded vulture even takes the bones and then you find no trace of the carcass anymore. Unfortunately these places are well hidden, it would be very interesting to watch that. Still – we got some good views and nice pictures.

Nevertheless, because of the relentless heat, we were happy to leave the area as quick as possible.

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