Vor fünf Jahren war das Wetter manchmal (aber selten) unpassend – gänzlich unpassend war es an einem Wochenende, an dem Nina und ein paar Leute vom Tararua Tramping Club beschlossen hatten, die Dassler Pinnacles (alpin 2 -) zu besteigen, und mich dazu eingeladen hatten. Nachdem also vor fünf Jahren der Plan kurzfristig geändert wurde, gingen wir damals auf den Marquee, was auch nett war, aber eben keine Pinnacles.

Nun hatte Nina einen neuen Anlauf gestartet und passenderweise war ich wieder im Lande. Wir durften also mit und trafen zusammen mit sechs anderen, hoch motivierten Wanderern in Omarama in einer Unterkunft ein. Die vorausgehende Planung war weitgehend an uns vorübergegangen, doch wir wussten, dass wir mit im Auto die Allrad-Strecke bis zur ersten Hütte im Hopkins-Valley eingeplant waren und grob, wo wir übernachten wollten. Nach einem kurzen, oberflächlichen Kennenlernen ging es in aller Herrgottsfrühe am nächsten Tag los. Dem völlig allraduntauglichen Mietfahrzeug verging vermutlich nach den ersten 500 Metern auf dem teilweise tief ausgewaschenen Pfad Hören und Sehen. Zunehmend musste das Auto leer über die ausgewaschensten Stellen und durch Flussbetten gefahren werden, bis wir schließlich vor einem besonders tief ausgewaschenen Flussbett kapitulierten und unsere Rucksäcke aufsetzten. Zügig zeigten sich kleinere Probleme von Gruppentouren: Der Hopkinsfluss ist ein unübersichtlicher, sogenannter braided river, ein in einem weiten Flussbett in vielen Armen fließender Fluss, der große Wassermassen aufnehmen kann. Beim Queren kann es aber sein, dass man in Sackgassen landet – um das zu vermeiden und um sicher zu queren, hatten wir einen Treffpunkt vereinbart. Leider hatte die Truppe der ambitionierten Jungbergsteiger (im Folgenden Stürmer und Dränger genannt) – ehe wir am Treffpunkt auch nur an unser Pausenbrot denken konnten – die Querung bereits durchgeführt, allerdings an einer Stelle, an der kleinere Teilnehmer nicht queren konnten. Somit war bereits nach einer Stunde die Gruppe in zwei Teile zerbrochen – quasi wir Pläsirwanderer diesseits und die Stürmer und Dränger jenseits. Aber ich hatte den Fluss bei meinem letzten Besuch schon alleine durchquert und war sicher, dass sich weiter oben flachere Stellen finden lassen würden. Als wir dann jedoch einige Kilometer weiter talaufwärts queren mussten, um den nächsten vereinbarten Treffpunkt zu erreichen, fand sich kein geeigneter Platz. Nach einigen hektischen Diskussionen (nie gut), einigen abgebrochenen Versuchen (auch schlecht), einigen Umgruppierungen (der Stärkste und Schwerste muss flussaufwärts gehen – also in unserem Falle ich) versuchten wir, den braun verfärbten, schnell fließenden Fluss zu queren und landeten in einem tiefen Strömungskanal, aus dem wir dann auch prompt nicht mehr herauskamen. Als zwei Personen den Boden unter den Füßen verloren hatten, purzelten wir kopfüber übereinander durch das Wasser – ich landete sogar kurzzeitig so blöd unter Wasser, dass ich dachte, ich komme nicht mehr hoch. Als ich nach einem heftigen Gerangel mit meinem Rucksack, Peters Rucksack und dem Stock in meiner Hand endlich wieder stehen konnte, waren Nina und Helen bereits auf die andere Seite geschwemmt worden und wurden von einem der starken Truppe an Land gezogen, während wir immer noch recht wackelig diesseitig standen und unseren Ausrüstungsgegenständen hinterhersahen, die sich davonmachten: die Flasche Whisky, die Sonnencreme, gefolgt von dem Klospaten, Peters Sandalen, die ihm die Strömung von den Füßen gerissen hatte und – sehr bedauerlich – Sonnenbrille Nummer 3. Sie hat es von allen Sonnenbrillen am kürzesten bei mir ausgehalten – nicht einmal eine Woche habe ich sie besessen, ehe sie den Heldentod sterben musste. Nur mit Mühe ließ sich Peter davon abhalten, seinen Sandalen hinterherzueilen (auch er stand wohl etwas neben sich), und etwas weiter unten erreichten wir beide dann schließlich auch das andere Flussufer. Anscheinend hatten wir einfach auch ein bisschen Pech gehabt, denn zwei Meter weiter flussabwärts war das Wasser deutlich flacher. Klatschnass und unter Schock saßen wir schließlich alle gemeinsam auf der anderen Seite. Oberflächlich witzelten wir zwar herum, aber von uns vieren hatten drei gewaltige blaue Flecken, blutenden Risse und Schnitte – und einer war barfuß. Etwas bedrückt verlief der restliche Anstieg zum Biwakplatz auf 1200 m, wo wir dann alle gemeinsam zelten wollten. Wollten – denn nach dem Abendessen brachen die Stürmer und Dränger auf, um „im Hochbiwak den Sonnenuntergang zu genießen“ – und wir verabredeten uns für den nächsten Tag auf dem Gipfel der Dassler Pinnacles. Vermutlich erwarteten sie von uns als Rentnerteam nicht mehr, dass wir nach dem misslungenen Auftakt den Anstieg schaffen würden. Doch am nächsten Tag erreichten wir zu viert tatsächlich – zwar in gemütlichem Tempo, aber stilvoll komplett über den Grat geklettert – um die Mittagszeit den Gipfel der Pinnacles, wo die Stürmer und Dränger schon seit drei Stunden „chillten“. Sie waren perplex, denn sie hatten den Grat, wegen dem die Pinnacles so berühmt sind, umgangen, da es ihnen zu kompliziert aussah, so ganz ohne Seil. Ein bisschen schadenfroh war ich da schon, das muss ich zugeben. Der Ausblick war faszinierend und es war umso toller, dass es nach so vielen Anläufen, von denen ich immerhin an einem beteiligt war, endlich geklappt hatte und wir vier gemeinsam dort oben standen. Die Stürmer und Dränger stürmten und drängten bald nach unten, nachdem ihnen dort oben bereits langsam das Wasser ausgegangen war, und fielen dann erschöpft in ihrem Hochlager auf die Matten, wo sie einnickten. Wir stiegen derweil zum unteren Basislager ab und freuten uns über den Gipfelerfolg. Kleinere Unstimmigkeiten gab es schließlich noch, da die verantwortliche Person fürs Abendessen im oberen Lager döste, anstatt das Abendessen für die Gruppe zuzubereiten. Wer hätte gedacht, dass das größte Hindernis der Tour die Gruppendynamik sein würde? Insgesamt war es jedoch ein toller Ausflug in das Tal, das schon letztes Mal einer der Höhepunkte meiner Reise darstellte. Der Rückweg inklusive Flussquerung und Rückfahrt über den Allradtrack war dann nur noch ein Kinderspiel.

The Dassler Pinnacles have been on my bucket list since five years ago it rained, when we tried to climb them. Fortunately Nina, who had organised our first try in 2015, where we had to change our plans because of the weather, had fixed another weekend for another assault. So we could join them. The weather finally relented and thus we found ourselves in a team with two people I had already walked with, Nina and Helen, and four young aspiring mountaineers, whom I didn’t know. Without much getting to know each other we started early saturday morning in a huge rental car, that got driven relentlessly over the gravel road to Ram Hill car park and further beyond onto the rough four-wheel-drive-road towards monument hut. The road deteriorated quickly and the poor car had to be driven through deep washouts. When getting out didn’t help anymore, we parked it on the grass and got our backpacks out of the boot to start the tramp into the valley. The crux of the trip was the crossing of the Hopkins river, which is many times during the year impossible. It is a huge braided river that gets fed by snowmelt and rain and in our case apparently the snow melt was still going well. We had planned to meet at Monument hut with the four kids to plan the difficult crossing together, but when we got there, the first person had already crossed in a place, where some of our party couldn’t cross. From then on things went awry: While the four sturdier people had already managed on deep and fast flowing braid, the other four of us tried to find an easier spot further up in the valley. It wasn’t easy to find a spot though and since we wanted to catch up with the rest of the party, we felt pressed to cross rather sooner than later. In the end we got very unlucky and – after several unsuccessful attempts, where we turned around in time – got washed away by the strong current, when two of our row lost their footing in a particularily deep puddle which we hadn’t seen through the muddy brown and fast flowing water. I got my head under water and couldn’t get up straight away, because I was tangled up in my and Peters backpack. After a short struggle, I managed to stand up, only to see a couple of things from my bag flow away in the river – the sun screen, the poo-trowel, a pair of sunglasses and a bottle of whisky. This was quickly followed by Peters sandals. The stream had opened the velcro and washed them off his feet. Helen and Nina got washed to the other side of the riverbed, which was handy, because they had done the crossing. This left Peter and me on our side of the river, being wet, bleeding and in slight shock. We managed to cross nevertheless, because a bit further down the stream was much lower. What an awful start to a hike! Gladly the sun was out and the water surprisingly warm, so we soon dried out. At the end of the day we reached a lovely place to put up our tents, which had lovely views towards the Dassler ridge and towards the valley. Funky enough the foursome had other plans and ascended a bit further to „enjoy the views“ from further up. We organised to meet up on the top of the pinnacles the next day. And this we did: The next morning, we started early, climbed first to the start of the ridge and then all the way up the ridge to the top, where we met the youngsters. The climb was fairly straight forward and lovely in most places. The foursome was amazed, when they saw us climbing along the ridge. Turns out they had climbed along the back of the mountain along a ledge and then climbed up to the top and had been sitting there for the last three hours! Well, I didn’t envy them – they missed a lovely climb. In the end we all descended, the foursome to their bivy bags, where they fell asleep. We climbed back down to our tents and had a well deserved cup of tea. There were a few misgivings, when the cook for the day didn’t show up in time for preparing dinner, since she was still asleep. The rest was easy, because we found a better spot to cross and could also drive the car safely back out. In the end we realised the crux was not so much the river crossing but the group dynamics.

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