Corona sei Dank dürfen wir renovieren. Nachdem die ersten Tage etwas hektisch waren (die Baumärkte haben sie nach Tag drei unseres Deutschlandaufenthaltes geschlossen), haben wir uns mittlerweile aufs Renovieren eingeschossen. Der Tagesablauf ist ungleich entspannter als auf Weltreise und auch zu Arbeitszeiten: Wir schlafen aus, Peter erjagt etwas beim Bäcker, dann wird bis zum frühen Nachmittag geschafft und der Rest gehört der Freizeit. Wobei Freizeit schon tatsächlich die ersten zehn Tage eher bedeutete: Wie organisieren wir die Rückkehr in den Alltag, der ein total neuer Alltag ist? Nun haben wir aber Grundnahrungsmittel beisammen, Klopapier gab es in der Zwischenzeit auch einmal, Hefe haben wir ebenfalls bekommen und sogar mittlerweile ganz normale Nudeln, nachdem es am Anfang nur Lasagne gab.

Das Klopapierregal

Bislang also geht es hier ganz gut, was eben vor allem an der wirklich sinnvollen Aufgabe der Altbausanierung liegt. Ich bin heilfroh, dass wir das nun gerade Vollzeit (bzw. in Teilzeit) machen können und nicht wie die letzten zwei Jahre neben der Arbeit am Wochenende oder am Nachmittag. Somit geht es auch gut voran: Der Werkraum ist einsatzbereit, der „Partykeller“ zum Schlafzimmer umfunktioniert, das Arbeitszimmer eingeräumt und sogar das Kind hat endlich ein eigenes Zimmer. Aktuelle Baustelle ist Zimmer Nr. 5 – mein Zimmer.

Vorm Randalieren

Dieses ist – ebenso wie die anderen Zimmer – an der Außenwand mit Styropor verklebt, es gibt ein wildes Sammelsurium an Dübeln zu entdecken, angefangen von normalen Dübeln über Holzdübel, Silikonpfropfen und wilden Kombinationen davon. Die Tapeten gingen dank eines Dampfgeräts makellos schnell ab und außer einem zweiadrigen Stromkabel, an dem seit fünf Jahren meine komplette Technik hing, und einem unerwarteten Telefonkabel plus zwei oder drei nicht verwendeten Satellitenkabeln sind keine unbekannten Groß-Schäden aufgetaucht. Soweit also ganz gut: Nach drei halben Arbeitstagen sind alle Tapeten ab und die neuen Elektrodosen schon gebohrt. Nun noch schlitzen, Kabel einlegen und befestigen und dann kann der Verputzer fast schon kommen.

Daneben gibt es all das nachzuholen, was wir vor dem Sabbatjahr nicht mehr geschafft haben – zum Beispiel Vorhangstangen zu installieren. Ich habe mich dabei heute in meine Jugend zurückversetzt gefühlt. Es begann mit Fragen wie „Wo sind denn die Dübel?“ „Wo ist denn der Hammer?“, dann stand der große Handwerker auf der Leiter und hat festgestellt, dass das Kabel zu kurz ist („Hast du eine Verlängerungsdose?“) und dann, dass das Lineal fehlt (ebenfalls von auf der Leiter). Nachdem ich also das dritte Mal ans andere Ende des Hauses gerannt bin, um irgendein fehlendes Werkzeug zu besorgen, ist mir etwas gedämmert: Es heißt ja immer, dass Frauen unbewusst einen Mann suchen, der ihrem Vater ähnelt. Ich bin mir seit heute sicher, dass es da gewisse Verbindungen zwischen Peter und meinem verstorbenen Vater gibt, der allerdings im Gegensatz zu Peter unter seinen zehn Fingern bestimmt vier linke Daumen hatte. Aber das Bild von meinem Vater, wie er auf der Leiter stehend nach Werkzeug ruft, hab ich jetzt wieder lebhaft vor Augen. In jedem Fall hängt jetzt die Stange und wir haben einen Vorhang!

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