This morning I woke up to the bluest sky I have ever seen in Glen Coe. Which meant: Another day of hillwalking was coming up. It was a very early start, because the rain was due to come back at about 5pm and it would be a long day with a lot of ascent and descent. And since I was already tired, I decided to leave early. Me being tired means: I am very slow and so I started at 9am at the car park. For an hour or so it looked as if I was the only one on that glorious morning to tackle that mountain, which would have surprised me. I might just have been too early for locals – I usually am with my alpine training and my german genes (which usually desert me, when it comes to making it in time to an appointment, but there might be a psychological factor involved). When I had a break, I could see one person coming up behind me and I decided to wait, because I wasn’t alltogether sure about the way up, my guidebook being a bit vague at that point. It turned out to be Tom, a catholic priest from England. And it quickly also turned out that he was actually much slower than I was – he must have pressed on once he saw me in front of him – because today I was being hijacked! He basically attached himself to me because he wasn’t too happy of walking on his own and his walking partner had awoken this morning sick. But he was really lovely to talk to and so we climbed the first peak, Bidean nam Bian, together. In the meantime the clouds came in very fast and the wind picked up; apparently the rain would come early. Since Tom wouldn’t continue onto the second peak, we said goodbye at the bealach and – guess what? – I got kiss no. 6. That is three times in one week alone. After I have spent these last four days talking to all kinds of british people who all asserted that it is totally unbritish to even shake hands for saying hello or goodbye, I wonder whether I am actually hallucinating or whether all these older mostly completely foreign guys really embrace me and kiss me on my cheek, before I even notice what’s happening. I just don’t expect it even after all this time and all my experiences with older men all over the world, and then it is too late to turn away. They are all really nice guys and older than my father mostly, but still – is there something wrong with me or are the British secretly a people of cuddlers and huggers and I am part of the liberation movement? Aye well, Tom seemed to have had a hard time with this catholic priest business and we talked a lot about being an individual human being as opposed to having to live up to a role – him being a priest, who basically lives above his desk and me a teacher, whose desk is next to my bed and whose students try to take pictures of me when they meet me in a pub to put them on facebook. So I don’t take offense because of that kiss – I really enjoyed to chat with him. I just wonder.

Mit Grauen habe ich heute morgen den allerblausten Himmel über Glen Coe aller Zeiten wahrgenommen. Es gab also kein Entkommen – Tag vier in Folge Wandern. Bergauf! Bidean nam Bian stand auf dem Programm, zwei Gipfel und einige Höhenmeter, außerdem sollte das Wetter ab 17 Uhr schlecht werden. So hat mein Wecker um 6.30 schon geweckt, doch da ich nach den letzten drei Tagen müde war, habe ich doch erst um 9 Uhr den Fuß des Berges erreicht. Lange Zeit dachte ich, ich wäre die Einzige an diesem perfekten Tag, denn niemand kam hinter mir her. Wahrscheinlicher ist aber, dass ich selbst im Delirium immer noch früher losgehe als Einheimische. Allein ein Frühstück hier vor 8 Uhr zu bekommen, ist nahezu unmöglich, wenn man nicht selbst kocht. Bei einer Pause, auf der ich mich orientieren wollte, da die Beschreibung meines Buches etwas seltsam klang (man solle den Weg nach Süden verlassen – wieso das denn? Es gibt ja nur einen Grund für einen Weg, auf den Berggipfel zu führen…) und da habe ich dann hinter mir den ersten Nachfolger entdeckt. Ich habe gewartet und Tom, einen katholischen Priester aus England kennengelernt. Er war offensichtlich auf der Suche nach Anschluss, und so habe ich diesmal Zuwachs bekommen – nicht ich mich jemandem angeschlossen. Er muss sich auch echt bemüht haben, mich einzuholen, denn er war insgesamt deutlich langsamer und unsicherer und sichtlich froh, Ersatz für seine erkrankte Wanderpartnerin zu finden. Wir haben uns dann auch ganz nett unterhalten; er scheint durchaus seine Zweifel an der Kirche zu haben und mit dem Job etwas zu hadern. Viel haben wir auch über das Problem unserer beiden Berufe diskutiert: Als Lehrer/Priester ist man in der Öffentlichkeit oft unter Druck, eine bestimmte Rolle zu spielen. Ganz schwer ist es, im vertrauten Wohnort auch mal aus dieser Rolle herauszutreten und einfach menschlich zu sein – Fehler zu machen, Spaß zu haben, Quatsch zu machen, ohne dass das gleich zu Problemen führt, einem schlechten Ruf oder einschlägigen Photos auf Facebook. Nach dem ersten Gipfel hat er sich dann verabschiedet; ich war in Gedanken schon beim nächsten Gipfel, vor allem, da der Regen früher ankam als angekündigt. Und da kam er auch schon wieder: Der Kuss des alten Mannes. Nachdem ich die letzten drei Tage damit beschäftigt war, mich mit Briten über die Distanziertheit der Briten (kein Körperkontakt in der Öffentlichkeit, keine Berührung zur Begrüßung etc.) zu unterhalten, frage ich mich langsam, ob ich mir diese Küsse und Umarmungen (allein in dieser Woche drei) der älteren Herren nur einbilde. Sie dürften eigentlich nicht existieren. Ich überlege auch schon, ob vielleicht die Briten doch ein heimliches Volk der Kuscheler und Knutscher sind – und ich Teil einer groß angelegten heimlichen Absprache unter den alten Knaben. Ich sehe es jedenfalls nie kommen und finde es immer wieder erstaunlich. Vielleicht sollte ich mal Daten unter anderen weiblichen Wanderern erheben, wie es denen so ergeht. Es war jedenfalls unter allen Küssern der erste katholische Priester. Er war ja wirklich nett und weh getan hat es auch nicht, daher ist das schon ok. Ich wundere mich nur.

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