Wie auch immer wir das schaffen – nachdem nun endlich (nach zwei Monaten!) eine Besserung eingetreten ist und ich relativ schmerzfrei Dinge tun kann (sogar sitzen), passt nun das Wetter nicht mehr zu unseren Plänen. Über dem neuseeländischen Westen (eh schon ein feuchtes Gebiet) hängt ein Tiefdrucksystem, das nicht vorhat, sich aufzulösen. Alle Flüsse sind brechend voll und an Wandern ist nicht zu denken. Zumindest nicht im Westen. Es gibt aber ja auch noch den Osten, der gewohnheitsmäßig genau dann trocken ist, wenn es im Westen gießt, da sich das Regenwetter an den Bergketten festhängt und auflöst. Wir sind also Richtung Osten gefahren, wo es kaum Berge gibt, dafür Weingebiete und viele Gelegenheiten zum Klettern und Vögel beobachten. Unser erster Stop hat uns zu den Albatross-Touren in Kaikoura geführt. Für ein ordentliches Geld fahren kleine Boote einen dreimal täglich für zweieinhalb Stunden aufs Meer. Mit im Boot ist ein gewaltiges Paket Fischleber, denn Albatrosse essen nicht alles. Unsere Bedenken wegen Peters Tendenz zu Seekrankheit wurden schnell beigelegt, als am Morgen die See völlig ruhig war: Stufe 2 von ungefähr 7. Sollte gehen! Bereits nach fünf Minuten kamen wie aus dem Nichts drei riesige graue Vögel und verfolgten das Boot. Beim ersten Halt konnten wir sie und tatsächlich auch schon den ersten Albatross ganz aus der Nähe betrachten. Albatrosse sind mittlerweile stark dezimiert, nachdem sie jahrhundertelang bereits von Menschen gejagt oder einzelne Teile des Vogels für alles Mögliche verwendet wurden. Aktuell ist das große Pech der Vögel, dass sie den Fischerbooten mit Langleinen folgen. An den kilometerlangen Leinen hängen tausende Haken, die beim Ausbringen eine Zeit lang oben schwimmen und den Albatrossen zum Verhängnis werden, wenn sie sich daran festbeißen. Dann werden sie unter Wasser gezogen und sterben. Beim zweiten Halt kamen weitere Albatrossarten hinzu – jede Art hat ihr anderes bevorzugtes Revier und jagt anders. Über den gewaltigen Beutel mit Leber haben sie sich unglaublich gefreut. Die Vögel kamen so nahe, dass man sie fast mit der Hand anfassen konnte. Die teilweise brütenden Weibchen waren wie die Furien gegenüber den Sturmvögeln und verteidigten ihr Futter aggressiv. Anscheinend nisten sie bis zu 10000 km weit weg, was sie dann manchmal in einem Tag zurückfliegen, um den Kleinen im Nest ein hochkonzentriertes Öl zu füttern, womit sie dann wieder eine Woche Ruhe geben. Der Photograph in unserem Team war hellauf begeistert, von Seekrankheit keine Spur. Nicht so begeistert war ich – während das Boot in Fahrt war, war alles unproblematisch, nur sobald der nette Skipper den Motor abgestellt hatte, hätte ich den Vögeln auch meinen Mageninhalt gern zur Verfügung gestellt. Ab Stop Nr. 2 habe ich mich schließlich weitgehend aufs Überleben konzentrieren müssen – wo ich doch noch nie seekrank war! Aber ich erinnere mich mit Grausen an Fahrten nach Italien in einem Opel Rekord, wo die Rückbank am Ende der Alpendurchquerung eine Schlachtbank war – vielleicht habe ich es die letzten 30 Jahre nur erfolgreich verdrängt. Ich war jedenfalls sehr glücklich, als nach Stop Nr. 7 oder so das Boot endlich in gleichmäßigem Tempo zurück zur Anlegestelle fuhr. Jedenfalls haben wir vieles gelernt. Neben der Tatsache, dass ich nicht über der Reisekrankheit stehe, auch, dass unsere Essensentscheidungen (wie wurde der Fisch gefangen, den ich auf dem Teller habe) über Leben und Tod von solch schönen Vögeln entscheiden.
This holiday is a bit twisted. Now, that I have finally seemed to be on my way to recovery after 2 months of being sick and in pain, the weather has decided to play its own game. A massive low has moved in from the west, thus squarely preventing us from even thinking of hiking anywhere in the Alps. The rivers have already gone up so much, that you can’t expect them to cross anymore at all. So basically we are confined to the east, where the weather is so good, it is actually too hot for any serious hiking. In the end we managed to find a couple of nice places to go climbing and to do some birding. In Kaikoura you can go on Albatross – spotting tours in a tiny boat. Nine people fit into the nutshell plus the skipper. Our fear, that Peter might be incapacitated by seasickness (something he is most prone to), was quickly gone, when we saw the notice, that the sea was very calm that morning. Happily we hopped on the boat. Almost from the beginning of the trip there were massive grey birds following us: Giant petrels on the lookout for offal. And soon we stopped to observe the first albatross. The skipper stopped the boat and let it rock on the waves, while he put out a bag with fish-liver for the birds to pick at, which they did happily. The whole fight took place so close to the boat that you could have touched the birds. Peter was happy taking pictures from very close, while I got a very weird feeling. Soon we were off to stop two with another albatross having a pick at the bag with liver. The feeling – I was aware now that it came from the rocking boat in the waves – came back and much worse. So from then on unto stop Nr. 7 I tried to survive without adding the content of my stomach to the bag of liver for the birds. As soon as the boat started to ride the waves, everything was fine, but then we wanted to stop and watch those birds! All the while no sign of Peter in distress. Apparently he didn’t get sick at all, even though we have spent horrible ferry trips together with him not being able to do anything for the whole trip. Apparently I have that as well, and if I remember correctly I have caused lots of trouble on our family trips to Italy, when I got terribly sick on the back seat somewhere in the middle of a long stretch of switchbacks on alpine roads. I was so happy to get back to solid ground! Even though I was quite preoccupied, I learned a lot. Loads of different names for birds, but also that Albatrosses in general are in danger because they seem to follow the fisherboats who put longlines out with thousands of hooks on them. The albatrosses think this might be some food and get stuck with their beaks on these huge hooks, only to get dragged under water by the huge and heavy lines, which are up to 60 km long. So many of them are dying this way, that programmes are on their way to change the way of fishing with those long lines. Also I makes a difference what we eat – if we eat fish, it would be horrible to know, that for my lunch Albatrosses had to die. So it makes a difference, how we shop.
Schöne Tiere, oder? Zum Verhängnis werden ihnen neben den Langleinen aber auch ihre besondere Art, sich zu vermehren. So werden sie gewaltig alt, gerne 70 Jahre, benötigen aber zur Aufzucht von Jungen mehr als ein Jahr, sodass sie nur ein Ei in zwei Jahren ausbrüten können. Erst mit über 10 Jahren fangen sie damit an und dann überleben von den Jungen nur 30% das erste Lebensjahr. Wenn die Altvögel dann überproportional oft durch die Langleinen sterben, ist das Aussterben vorprogrammiert. Aktuell nimmt der magere Bestand dadurch um 3 % ab. Leider sind die betroffenen Regierungen in Südamerika und Neuseeland noch nicht so weit, eine entsprechende Gesetzgebung zu erlassen; somit geschieht vieles auf dem Gebiet durch Unternehmen und Stiftungen. Die Firma Albatross Encounter, die die Bootsfahrten organisiert, verwendet einen Teil der Einkünfte aus den Touren zum Beispiel dafür, dass die Haken mit dem Köder mit einer Vorrichtung versieht, die den tödlichen Haken erst freigibt, wenn die Leine schon zu weit unter Wasser gesunken ist und die Albatrosse den Köder nicht mehr erreichen können. Andere Initiativen, die teils auf Spenden angewiesen sind, finden sich im Internet völlig unproblematisch. Nach unserer Bootsfahrt haben wir dafür gespendet.