Nach unserem Trip zur French Ridge Hut war ich mal wieder erlegt. Ruhetage sollten her und so fuhren wir nach Dunedin zur Albatross-Kolonie. Es ist die einzige Festlandskolonie von Royal Albatrossen, die ansonsten auf unzugänglichen Inseln brüten. Nach unserem Bootstrip bei Kaikoura waren wir angefixt und wollten mehr erfahren. In den 30ern hat ein Naturwissenschaftslehrer von Dunedin, der sich sehr für die lokale Vogelwelt interessierte und mit seinen Schülern stets Ausflüge in die Natur machte, eine erstaunliche Beobachtung: Er traf auf dem felsigen Taiaroa Head einen Albatross, der brütete! Bald bemühte er sich darum, den Vogel zu schützen, indem er Absperrungen veranlasste. Es dauerte noch einige Zeit, aber tatsächlich verließ 1938 der erste auf dem Festland geborene Jungvogel das Land, um auf seine vierjährige Reise um die Welt aufzubrechen. Seither kamen regelmäßig Vögel im brutfähigen Alter zurück zu der Halbinsel, um dort Partner zu finden und zu brüten. Auch heute ist der Bereich noch abgesperrt, aber man kann die Vögel von einer Plattform aus beobachten. Diese ist leider aus Glas, sodass für uns die vier auf Nestern sitzenden Albatrosse etwas frustrierend wirkten, vor allem, wenn man dies mit der Erfahrung in Kaikoura vergleicht. Aber das angeschlossene Museum und der kundige Guide waren den Besuch wert: So erzählte er uns zum Beispiel, wie massiv die Albatrosse gemanagt werden. Jeder Vogel wird beringt, regelmäßig eingefangen, gewogen und medizinisch versorgt, wenn nötig. Beim Brüten passen alle genauestens auf, ob beide Partner wechselweise zum Gelege kommen. Da Albatrosse das Nest nur verlassen, wenn der Partner zum Schichtwechsel kommt, würden manche beim Brüten fast verhungern, ee sie notgedrungen das Gelege verlassen. Aktuell mussten sie zwei der brütenden Vögel füttern, da deren Partner bereits Wochen überfällig waren. Ein Paar war ein reines Frauenpaar, die beide ein Ei gelegt hatten. Da sie nicht die lange Brutphase als allein erziehende Mütter stemmen könnten, hat man ihnen ein Ei weggenommen, sodass sie sich das Ausbrüten des verbleibenden Eis teilen, während das zweite Ei bei Adoptiveltern ausgebrütet wird. Einem weiteren Paar nehmen sie jedes Jahr das Ei weg, da die beiden offensichtlich nicht den nötigen Ernst aufbringen und jedes Jahr schlagartig aufgeben. Zunehmend müssen sie den Vögeln die Eier im Sommer wegnehmen und durch Holzeier ersetzen, denn es wird immer heißer in Dunedin. Dabei würden die Eier einen Hitzeschlag bekommen und die Küken darin sterben. Sie müssen dann im klimatisierten Raum künstlich ausgebrütet werden und werden später wieder auf die Nester verteilt. Anscheinend haben Albatrosse ein kurzes Gedächtnis und reagieren immer auf das, was sie im Nest vorfinden… Ein unglaublicher Aufwand für die Rettung einer Vogelart, deren Lebensraum unüberschaubar groß ist und deren Überleben daher auf so viele Weisen gefährdet ist. Entsetzlich waren auch die Bilder im Museum, die den Mageninhalt von tot aufgefundenen Vögeln zeigten: Plastikteile von groß bis klein, die die Eltern für Futter halten und dann den Jungvögeln füttern. Schließlich verhungern diese, weil in ihrem Magen vor lauter Plastik kein Platz mehr für das nahrhafte Futter ist. Und alles nur, weil wir Menschen unseren Müll ins Meer gelangen lassen. Projekte zur Meeresreinigung wie z.B. ‚The Ocean Cleanup‘ stecken noch in den Kinderschuhen – ob es jemals Erfolg haben wird?

Hinter der Scheibe waren keine guten Fotos möglich, aber im starken Wind fliegen die Vögel gerne ohne Flügelschlag
Royal Albatros mit einer Spannweite bis zu 3,5 m
Mageninhalt eines toten Jungvogels
Hier waren die Plastikteile vom vorherigen Bild ausgestellt – alles aus einem Magen
Ausschnitt vom vorherigen Bild – die Gebiete in denen sich regelrechte Plastikteilteppiche im Ozean bilden.
Albatros verendet an einer Langleine
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